Ingolstadt, 30.10.2021
Dr. Stefan Scheil ist neuer Vorsitzender der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI). Dies hat die Mitgliederversammlung der ZFI am Samstag, den 30. Oktober, in Ingolstadt einstimmig beschlossen. Scheil ist damit Nachfolger von Gernot Facius, der aus persönlichen Gründen nicht wieder zur Wahl angetreten war. Der frühere stellvertretende Chefredakteur der Welt hatte die 1981 gegründete ZFI seit 2016 geleitet. In einer ersten Stellungnahme erklärte Scheil, die Forschungsstelle im Sinn der bisherigen Vorstände weiter führen zu wollen, ergänzt um neue Veranstaltungs- und Präsentationsformen. "Die ZFI steht seit 40 Jahren für ein realistisches, tatsachengerechtes Bild der deutschen Zeitgeschichte. Für dessen Verbreitung gibt es heute mehr Bedarf denn je", so Scheil. Über den bisherigen Zeitrahmen hinaus wird die ZFI künftig auch verstärkt Veranstaltungen zur Zeitgeschichte der Bundesrepublik anbieten. Eine erste Tagung zu diesem Thema ist im Frühjahr 2022 geplant.

Frühjahrtagung 2025
Am gestrigen Samstag, den 21. Juni 2025, hat die Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt wieder vor Ort ihre traditionelle Frühjahrstagung abgehalten.
Die Vortragsreihe eröffnete der Vereinsvorsitzende Dr. Stefan Scheil mit einem Beitrag zu den ungeklärten Fragen der Parteifinanzierung der NSDAP zwischen Sommer 1930 und Frühjahr 1932. Nach einem zeitgenössischen Vermerk aus der Reichskanzlei betrugen in diesem Zeitraum die Ausgaben der Partei etwa das Dreifache der nachvollziehbaren Einnahmen. "In dieser Frage weist die deutsche Zeitgeschichtsforschung große Forschungslücken auf", so Scheil, der dies mit einem Überblick über die einschlägige Literatur belegte.
Im weiteren sprach zunächst Rechtsanwalt Rainer Thesen über die Problematik "Justiz gegen Rechts - Wissenschaftsfreiheit in Fragen der Zeitgeschichte". Thesen ging anhand zahlreicher Beispiele auf die beklagenswert verbreitete Praxis ein, politisch unbequeme Meinungen an deutschen Hochschulen durch Behinderung oder Einschränkung der Lehrmöglichkeiten von Betroffenen abzustrafen. Dies behindere die ergebnisoffene Forschung und damit auch die Qualität der Lehre.
Regierungsdirektor a.D. Josef Schüßlburner schloss die Reihe der Vorträge mit Ausführungen zu dem Thema: "Verfassungsschutz als Demokratiebedrohung - Zur zeitgeschichtlichen Freiheitsproblematik der BRD mit biografischem Bezug als 'Rechtsabweichler im Ministerium'" ab.
Schüßlburner konnte aus eigener Erfahrung und erfolgreicher juristischer Auseinandersetzung von der Übergriffigkeit von Institutionen berichten, die ihrem Auftrag zum Schutz von Pluralismus und Rechtsstaat nicht nachkommen.

Die Tagungsteilnehmer waren sich einig darin, dass die Wissenschaftsfreiheit in der Bundesrepublik durch politische Einseitigkeit und staatliche Eingriffe in den letzten Jahrzehnten erheblich gelitten hat. "Die Zeitgeschichtliche Forschungsstelle wird im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterhin ein Ort der freien Debatte bleiben", kündigte der Vereinsvorsitzende Scheil an.
Ingolstadt, 22. Juni 2025